Hundeschule      Detlev Rübhausen

Bindung, Vertrauen und Kommunikation, die der Hund versteht


Die von mir gelehrte und angewandte Vorgehensweise basiert im Wesentlichen auf der Erkenntnis, dass Hunde miteinander „sprechen“ und wie sie es tun, wenn sie aufeinandertreffen. Die Deutlichkeit und Eindeutigkeit der Signale, die Hunde untereinander austauschen, und die daraus resultierende Reaktion von Hunden wurde in eine Sprache umgesetzt, in der auch der Mensch so mit dem Hund kommunizieren kann, dass er von diesem verstanden wird.
Bei der Sprache zwischen Mensch und Hund handelt es sich überwiegend um nonverbale Kommunikation, die durch ein binäres System (ja/nein; falsch/richtig) untermauert wird. Unabdingbare Voraussetzung für ein Gelingen dieser Kommunikation ist, dass der Mensch seinen Hund auch führen will. Dass dem Hund darüber hinaus Geborgenheit und Fürsorge durch den Menschen zu gewährleisten ist, sollte sich von selbst verstehen, wenn Lebewesen in einer sozialen Gruppe gemeinsam miteinander leben und der Hund, um überhaupt überleben zu können, auf seinen Sozialpartner Mensch angewiesen ist. Diesem schließt er sich an, indem er von ihm partizipiert.
Wichtig ist auch, dass der Mensch erkennen lernt, was ihm sein Hund bezüglich seiner situativen Befindlichkeit sagt. Nicht immer kann der Hund, gleich einem Uhrwerk, die Vorstellungen seines Menschen umsetzen. Nicht die perfekte Ausführung einer gestellten Aufgabe ist wesentlich, sondern die Kommunikation miteinander. Dies setzt voraus, dass auch der Mensch im Stande ist, sich zurück zu nehmen, wenn der Hund erkennen lässt, dass er die Signale seines Menschen verstanden hat.
Ein weiteres wesentliches Element der praktizierten Vorgehensweise ist, dass der Hund grundsätzlich Ruhe lernt und ihm diese durch den Menschen in allen erdenklichen Situationen erfolgreich abverlangt werden kann. Er lernt automatisch Grenzen kennen, die ihm bei Beachtung und Einhaltung später die Freiheit ermöglichen, die er für ein glückliches Hundeleben braucht.
Vermittelt werden kann dieses kommunikative Miteinander jedem Mensch/Hund-Gespann, egal welcher Herkunft und welchen Alters.

Nonverbale Kommunikation
Die meisten Menschen, wenn sie sich einen Hund zugelegt haben, gehen zu Beginn einer Mensch/Hund-Beziehung, besonders bei Ersthundehaltern, davon aus, dass der Hund unsere menschliche Sprache versteht. Man mutet ihm darüber hinaus das eindeutige Verstehen unserer Begriffe zu, die für die Menschen selbst ja nicht einmal eindeutig sind.
Hunde können optische, akustische, taktile und olfaktorische Signale aufnehmen und diese auch mit bestimmten Bedeutungsinhalten verknüpfen. Nachgewiesen ist, dass der überwiegende Anteil an Kommunikation unter Hunden nonverbal verläuft. Hunde, die in starkem Maße auf Bewegungsreize reagieren, verständigen sich überwiegend durch eindeutige Körpersignale. Sie übertragen auch ihre innere Gestimmtheit, welche sie zum Teil auch akustisch unterstreichen (z.B. helles Fiepen, bedrohliches Knurren).
Diese Art, zu kommunizieren, wird in der angewendeten Vorgehensweise umgesetzt als Kommunikationsgrundlage für die Beziehung Mensch/Hund. Eindeutige Körpersprache kommt genauso zur Anwendung wie eindeutige Symbolik, die den Hund gegebene Signale mit entsprechendem Bedeutungsinhalt verknüpfen lässt. Einhergehend wird dem Hund durch innere Gestimmtheit vermittelt, dass sein Mensch mit dem an den Tag gelegten Verhalten des Hundes zufrieden oder aber auch unzufrieden ist, wobei das schnelle Umschalten dieser inneren Gestimmtheit von großer Bedeutung ist.

Binärsystem
Durch Anwendung des binären Systems durch den Menschen wird dem Hund verdeutlicht, ob sein Verhalten ein genehmes ist oder aber missfällt. Zur Anwendung kann ein freundlich ausgesprochenes „Jaaaa“ kommen, wenn die freundliche und positive innere Gestimmtheit des Menschen situationsbedingt verstärkt und der Hund in seinem erwünschten Verhalten bestätigt werden soll. Im Umkehrschluss ist unerwünschtes Verhalten, welches spontan die innere Gestimmtheit des Menschen in einen negativen Zustand versetzt, mit einem energischen und strengen „Nein“ zu untermauern.
Ebenso findet die Leine als Kommunikationsmittel im binären System ihre Verwendung. Hängt sie locker am Halsband, signalisiert sie dem Hund entspanntes Verhalten, ist sie gespannt, signalisiert sie ihm Unnachgiebigkeit.
Der Hund versteht das binäre Kommunikationssystem dann, wenn der Wechsel zwischen Bestärkung und Untersagung, zwischen dem freundlichen „Jaaaa“ und dem strengen „Nein“, einhergehend mit positiv freundlicher innerer Gestimmtheit oder mit negativer Gestimmtheit, spontan und im direkten Zusammenhang mit seinem gewünschten oder unerwünschten Verhalten geschieht. Für viele Menschen ist dies nicht einfach umzusetzen, denn, wenn sie erst einmal „sauer“ sind, bleiben sie es auch für längere Zeit. Für den Hund, der gedanklich nur in der Gegenwart lebt, sozusagen im „Jetzt“, und ständig die Auswirkungen seines Verhaltens auf den Menschen abprüft und mit dem, was er gerade tut, verknüpft, ein fataler und verwirrender Zustand, der ihn verunsichert und mental orientierungslos werden lässt.
In Ergänzung zum binären System, in welchem man mit freundlichem „Jaaaa“ dem Hund durch positive Gestimmtheit vermittelt, dass der Zustand, in welchem man sich momentan befindet, ein schöner und positiver ist, ist es wichtig, den Hund durch Mimik, Gestik und Phonetik bei der gewünschten Handlung anzuspornen und zu motivieren. So kann der Hund zur Ausübung einer bestimmten Tätigkeit bewogen werden und bei deren Ausführung kommunikativ „mitverfolgen“, dass er sich auf „dem richtigen Weg“ befindet. Weicht er davon ab, erfolgt, wie bereits beschrieben, der Abbruch von unerwünschtem Verhalten; die Motivation und Bestätigung erfolgt unverzüglich wieder in dem Augenblick, in welchem der Hund das gewünschte Verhalten an den Tag legt.

Symbolik
In jedem Hund sind natürliche Symbole angelegt, die einem festen Funktionskreis zugeordnet sind. Die Reaktion von Hunden erfolgt nach einem spezifischen Schema ohne Wahlmöglichkeit und die Verwendung dieser Symbole wird von jedem Hund unmittelbar verstanden. Sie sind Kommunikationsaufforderung gegenüber anderen Hunden, deren Ziel es ist, ritualisierte Übereinkünfte für das soziale Zusammenleben zu treffen. Auch Menschen können auf dieser Ebene soziale Übereinkünfte mit Hunden treffen, wenn diese natürlichen Symbole bewusst wahrgenommen werden und deren Bedeutungsinhalt verstanden wird.
Weiterhin ist der Hund im Stande, durch Erfahrung und Einsicht[1] Symbole zu erlernen, deren immer wiederkehrende identische Verwendung den jeweils dazugehörigen Bedeutungsinhalt immer genauer eingrenzt. Der Hund kann sich auf das zu Erwartende einstellen und gewinnt an Selbstsicherheit. Der Aspekt von exakter Kommunikation mit der Bestätigung einer Erwartungshaltung macht den Menschen als Sozialpartner für den Hund verlässlich. Hierbei ist die Generalisierung[2] von Symbolen und deren Verwendung in unterschiedlichen Zusammenhängen von großer Bedeutung.

[1] z.B. gleiche Leine und gleiches Halsband für Fährtenarbeit oder Leine am Halsband und abgelegter Gegenstand für den grünen Bereich bei „Bleib 3.

[2] Gleiche Verwendung von Symbolen an unterschiedlichen Orten und bei verändertem Umfeld.